Gesichter aus der Barer Straße

Dass Universitäten jungen Menschen nicht nur die Möglichkeit zum Studieren bieten, sondern man hier auch seine Berufsausbildung absolvieren kann, war unseren beiden ehemaligen Azubis Morgan Westerholt und Yannick Ließem zunächst nicht bewusst. Ein großes Glück für uns, dass sie ihren Weg doch noch an die TUM und zu ProLehre gefunden haben. Die beiden haben im vergangenen Jahr erfolgreich ihre Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton im Medienproduktionsteam abgeschlossen. Die bei ProLehre angesiedelte Medienproduktion produziert Filme für die gesamte Technische Universität München – seien es Imagevideos für Studiengänge, Forschungsdokumentationen oder Veranstaltungsfilme.
Kurz bevor Morgan und Yannick unser Team aufgrund auslaufender Verträge verlassen, haben wir sie interviewt und erfahren, was die TUM als Ausbildungsplatz so interessant macht und wohin ihre Reise gehen wird.
Schon als Kindergartenkind war Morgan kaum von der Kamera seiner Mutter zu lösen. Mit einem Freund entstanden damals schon die ersten Filme und als er 15 Jahre später das Abitur in der Tasche hatte, fiel die Berufsentscheidung nicht schwer: Hands-On sollte es sein und auf jeden Fall etwas mit Film zu tun haben, kein Studium, „nur raus aus dem Klassenzimmer“. Morgan begann die Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton. Sie geht in Bayern mit der Praxisphase im Betrieb und Blockunterricht in der Berufsschule in Fürth einher. Dort kommen alle Azubis des gesamten Freistaats zusammen, gehen gemeinsam in die Schule und leben wochenweise zusammen in einer Art Jugendherberge. Morgan, der anfangs noch bei einem anderen Betrieb arbeitete, lernte Yannick, der im September 2021 seine Ausbildung bei ProLehre begonnen hatte, in der Berufsschule kennen. Als Morgans Betrieb nach seinem ersten Lehrjahr Insolvenz anmeldete, brauchte er eine neue Ausbildungsstätte und erfuhr durch Yannick von einem freien Ausbildungsplatz in der ProLehre-Medienproduktion. Nach erfolgreichem Bewerbungsverfahren wurde Morgan Teil unseres Teams.
Auch Yannick kam auf Umwegen zu uns. Zwar war auch er schon immer an der Filmwelt interessiert, mit einer Ausbildung in dem Bereich wollte es aber zunächst nicht klappen. Nach dem ersten Ausbildungsjahr als Schreiner dann der Plan, umzuschwenken und Bootsbauer zu werden. Dabei stieß er auf die TUM als Ausbildungsort für diesen eher seltenen Beruf – und stolperte dabei über unser Ausbildungsangebot. Ein paar Klicks, ein bisschen Recherche und ein Bewerbungsschreiben später war der Kurs klar: Mediengestaltung statt Bootsbau.
Es folgten drei Jahre intensiver Lernerfahrungen für beide: Hochprofessionelle Filmprojekte koordinieren, mit Auftraggebenden kommunizieren, Konzepte entwickeln, filmen, schneiden, bearbeiten. „Wir haben schnell die Möglichkeit bekommen, uns in den verschiedenen Richtungen auszuprobieren und eigenverantwortlich zu arbeiten,“ berichtet Yannick. Das liegt auch daran, dass in der Medienproduktion einer Universität weniger Druck zur Gewinnmaximierung als in Medienunternehmen herrscht; so kann man sich hier bei uns auch mal die Zeit nehmen, weiter an der Qualität zu drehen oder die Azubis eigene Erfahrungen machen zu lassen.
Als besonders empfanden beide die Vielseitigkeit der Ausbildung: „Die TUM als Arbeitsplatz ist etwas Einzigartiges,“ fasst Morgan es zusammen. Spitzenforschung hautnah zu erleben und mit der Kamera zu dokumentieren, sie aufzubereiten und der Hochschulöffentlichkeit zugänglich zu machen, das hat die Tätigkeit für beide ausgemacht. Wissenschaftskommunikation per Video rückt an die Stelle von klassischem Marketing – nicht viele Ausbildungsstädten bieten diese Ausrichtung. Morgan hat das so fasziniert, dass er während seiner Zeit an der TUM seine Leidenschaft für Dokumentarfilme und die redaktionelle Arbeit in der Wissenschaftskommunikation entdeckt hat. Kein Wunder, betrachtet man nur einige der Projekte, an denen die beiden mitarbeiten durften: Da gab es einen Dreh zum Thema Klimaforschung, bei dem im Permafrost-Stollen auf der Zugspitze gefilmt wurde. Ein weiteres Highlight waren die Aufnahmen innerhalb des Garchinger Atomreaktors oder der Dreh beim an der TUM gegründeten Weltraum-Startup Isar Aerospace.
Der nachfolgenden Generation an Azubis im Medienproduktionsteam gibt Yannick mit: „Probiert euch aus, ergreift die Initiative. Es gibt so viele Möglichkeiten, Neues zu lernen,“ und Morgan ergänzt: „Man wird überrascht sein, was alles möglich ist und welche Eindrücke man aus der Zeit an der TUM ziehen kann.“
Wie geht es nun für die beiden weiter? Während Yannick ein Jahr lang die Welt bereisen und die Zukunft auf sich zukommen lassen will, wird auch Morgan erstmal eine Auszeit machen. Danach will er der Wissenschaftskommunikations- und Dokumentarfilmszene treu bleiben und hier weiter Fuß fassen.
Wir wünschen den beiden viel Erfolg für ihren weiteren Weg – sie haben ihre Spuren hinterlassen in vielen großartigen Filmprojekten für die TUM.