Gesichter aus der Barer Straße
München und Italien – da herrscht eine Verbindung. Ob die oft verwendete Bezeichnung von München als „nördlichster Stadt Italiens“ ihre Berechtigung hat, sei mal dahingestellt. Nichtsdestotrotz liegt doch ein Hauch Italien in der Luft – ob beim ersten Spritz auf der sonnigen Terrasse einer italienischen Bar oder bei einem Spaziergang durch die Stadt mit offenem Auge für von italienischem Barock inspirierten Bauwerken. Ein großer Vorteil vom Leben in München, das würden sicher viele Bewohner:innen der Stadt unterschreiben, ist auch die Nähe zu Italien. Eine nur knapp fünfstündige Autofahrt trennt sie vom nördlichen Teil des allseits beliebten Gardasees.
Auch bei ProLehre bildet sich die deutsch-italienische Verbindung ab. Lesen Sie heute von zwei Kolleginnen, die mit dem Land im Süden familiär eng verbunden sind und es zu ihrer zweiten Heimat gemacht haben.
Fragt man Karoline Herrmann, was Italien für sie bedeutet, nennt sie als erstes die Familie. Sie ist mit einem Italiener liiert, ihre beiden Kinder wachsen zweisprachig auf und die Verbindung zur Schwiegerfamilie ist eng. Dabei war Italien in ihrer Kindheit und Jugend kein klassisches Urlaubsziel, wie das bei in Süddeutschland lebenden Familien oft der Fall ist. Erstmals kam Karoline in der elften Klasse in Kontakt mit dem italienischen Kultur- und Sprachraum, als sie Latein abwählte und sich für das Schulfach Italienisch entschied. „Die Abifahrt nach Rom hat meine Begeisterung für Italien dann vollends geweckt,“ berichtet sie. Sie liebt die italienische Kunst, die Musik, die Landschaft. Heute verbringt sie mehrere Wochen ihres Jahresurlaubs in der mittelitalienischen Republik Marken, aus der ihr Partner Federico stammt. Auch im Münchner Alltag spielt Italien eine große Rolle: mit Federico spricht sie ausschließlich Italienisch, damit die Kinder, die in der Schule auf Deutsch kommunizieren, zu Hause der italienischen Sprache ausgesetzt sind. Karoline ist selbst zweisprachig aufgewachsen, ihre Mutter stammt aus Kroatien. „Unsere Kinder profitieren sehr davon, mit zwei Sprachen groß zu werden – nicht zuletzt brauchen sie Italienisch, um mit ihren Großeltern väterlicherseits sprechen zu können,“ erklärt sie.
Ein weiterer Aspekt, der der Familie Italien auch im Münchner Alltag nahebringt, sind ihre Freundschaften zu italienischstämmigen Familien. Immer wieder fällt ihr dabei auf, dass Gemeinschaft in diesem Kreis großgeschrieben wird und man sich oftmals auch spontan auf einen Kaffee trifft.
Den hohen Stellenwert von sozialen Verbindungen hat auch Kathrin Dickmann an Italien lieben gelernt. „Egal wohin man geht, man kommt mit den Menschen ins Gespräch,“ schildert sie ihre Erfahrungen. Ihre Begeisterung für Italien hat sie auf Umwegen entdeckt: Sie lebte zunächst lange Zeit in Barcelona und entwickelte dort eine echte Liebe zu romanischen Sprachen. Zurück in München entschied sie sich neben dem Studium der Kunstpädagogik, auch Italianistik zu studieren. „Das Studium hat bis zum letzten Satz Spaß gemacht und ich war regelrecht traurig, als es vorbei war.“ Neben dem Spracherwerb – auch sie spricht fließend Italienisch – hat sie sich im Rahmen des Studiums intensiv mit italienischer Literaturwissenschaft sowie der Kultur- und Medienwissenschaft auseinandergesetzt. Die Entscheidung, das Ferienhaus der Familie in der norditalienischen Lombardei zu übernehmen und so die Möglichkeit zu haben, das Land noch regelmäßiger zu besuchen, fiel dann auch nicht mehr schwer. Es hat sich gelohnt: jeden Monat fährt sie in den Süden und verbringt dort einige Tage. Kein Wunder, liegt das Haus doch idyllisch in einem Naturschutzgebiet mitten in den Bergen.
Für Kathrin stellt Italien eine Quelle interessanter Dinge dar: „Italien ist so vielseitig – beim Rennradfahren in der südlichen Region Basilikata erlebt man ein anderes Land als in den Städten des reichen Nordens,“ berichtet sie in Hinblick auf die diesjährige Bikepacking-Tour, bei dem die Straßen im Süden stellenweise nicht befahrbar oder gar nicht mehr existent waren. Diese Vielfalt macht für sie den Reiz des Landes aus.
Auch wenn beide die Vorzüge Italiens zu schätzen wissen, ist dorthin auszuwandern derzeit keine Option. Familie und Job hält beide ProLehre-Mitarbeiterinnen in München. Wie gut, dass sie mit ihren Anlaufstellen in der Lombardei und in den Marken die Gelegenheit haben, regelmäßig einzutauchen in die südeuropäische Welt. Und wie gut, dass München ihnen und all seinen anderen Bewohner:innen mindestens die geografische Nähe bietet.