Chrsitine Jäger und Ben Lenk-Ostendorf setzen sich seit Jahren auch in ihrer Freizeit mit dem Thema Lernen auseinander. Sie vermitteln einen neuen Blick auf die Thematik und geben Impulse dazu, wie der Prozess auf unkonventionellere Arten gelingen kann und dabei auch noch Spaß macht.  

Weiterbildung muss immer im Seminarraum stattfinden? Weit gefehlt. Dass auch auf dem Boot oder in den Bergen Entwicklung möglich ist, kann man von Christine Jäger lernen, die ausgebildete Expertin im Bereich der Erlebnispädagogik ist. Es handelt sich hierbei um eine handlungsorientierte Methode im Bereich der Weiterbildung, bei der reale Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden müssen. Diese lassen sich beispielsweise gut bei Aktivitäten erleben, die in der Natur stattfinden – etwa auf einem Segelboot oder beim Bergsteigen.

Christine Jäger, die bis zu ihrem Ausscheiden Ende Juni über 10 Jahre lang Mitarbeiterin bei ProLehre war, lernte diese Methode bereits vor 20 Jahren im Pädagogikstudium kennen. Studienbegleitend nahm sie an einer 40-tägigen Weiterbildung teil, die mit einem intensiven Selbsterfahrungsteil begann: Gemeinsam mit anderen Teilnehmenden paddelte sie zehn Tage auf der Loire, zeltete in der Wildnis und kochte Mahlzeiten auf dem Lagerfeuer. Es folgten Seminare zu Konfliktlösungskompetenz, Kommunikationsmodellen und Wagnisbereitschaft. „Ich war direkt fasziniert von der unmittelbaren Anwendbarkeit der Erlebnispädagogik, die ich damals auf der Loire selber erfahren durfte,“ berichtet sie. Denn anders als bei manch anderer Methode müssen sich Teilnehmende eines Workshops nicht in künstlich kreierte Rollenspiele hineinversetzen, sondern erleben reale Herausforderungen hautnah – schließlich entstehen im zeitweisen Zusammenleben auf einem Boot oder beim gemeinsamen Trip in die Berge meist von allein genug Situationen, in denen Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz oder die Kommunikationsfähigkeit trainiert werden. „Die reale Umgebung erzeugt eine intensivere Lernerfahrung als die reine Theorievermittlung aus dem Lehrbuch,“ erklärt Christine Jäger. Workshops, die nach diesem Konzept gestaltet sind, eignen sich – je nach Kontext – schon für Kinder ab der Vorschule, funktionieren auch für Erwachsene, Senior:innen oder Menschen mit Behinderung. Nach ihrem Studienabschluss war Christine im direkten Umfeld der Erlebnispädagogik tätig – als Trainerin arbeitete sie in einem Hochseilgarten und bot dort Workshops für Gruppen an, die sich außerhalb des klassischen Seminar-Kontextes weiterbilden wollten.

Christine Jäger ließ ihr Wissen auf diesem Gebiet, gepaart mit den Kenntnissen aus ihrer Weiterbildung zum systemischen Coach, auch immer wieder in ihre Arbeit bei ProLehre einfließen. Im Rahmen des Weiterbildungsprogramms war sie als Trainerin tätig und bildete Dozierende auf Themengebieten der Präsentationstechniken oder dem Erklären und Fragen in der Lehre weiter. „Den Menschen eingebettet in seine Interaktion mit anderen zu betrachten und ihm Lernerfahrungen zu ermöglichen, die über die Theorie hinausgehen, sie für ihn erlebbar machen – das hat mir an meiner Arbeit bei ProLehre immer die meiste Freude bereitet,“ so resümiert Christine.

Auch Ben Lenk-Ostendorf ermöglicht Menschen gerne Lernerfahrungen, die währen. Er nutzt dafür Gamification. Im Zentrum dieser Methode steht das Übertragen von Elementen, die aus dem Spielkontext bekannt sind, auf spielfremde Zusammenhänge. So erweckt beispielsweise das Sammeln von Punkten, mit denen ein nächstes Level erreicht werden kann, ein Fortschrittsbalken oder eine Rangliste bei Teilnehmenden oftmals den Eindruck, Teil einer spielerischen Herausforderung zu sein, die es zu bewältigen gilt.

Zum ersten Mal kam Ben in der neunten Klasse mit dem Gamification-Prinzip in Berührung, als ein Lehrer den Unterricht nicht klassisch frontal gestaltete, sondern die Schüler:innen in Kleingruppen dazu motivierte, sich im Rahmen von Projektarbeiten Wissen selbst zu erarbeiten. „Da habe ich gemerkt, dass Lernen auch richtig Spaß machen, unterhaltend und spannend sein kann,“ berichtet der ProLehre-Mitarbeiter, der seit Dezember Mitglied des Educational Technology-Teams ist. Seiner Schulzeit schloss er ein Psychologiestudium an, bei dem er im Rahmen von Vorlesungen zur Motivationspsychologie weiter in die Materie des Lernens einstieg. Studienbegleitend gründete er mehrere Gruppen, um praktisch auszuprobieren, wie Motivation und Lernerfolg zusammenhängen: Die Entwicklung einer App zur Depressionsprävention und zur Rauchentwöhnung resultierten daraus. Hier fanden sich erste Gamification-Elemente wieder, beispielsweise indem Rauchende in Form eines Quiz wiederkehrend nach ihrem Fortschritt gefragt wurden. „Mich haben die Berichte der Nutzenden der App beeindruckt: immer wieder bekamen wir die Rückmeldung, dass die Gamification-Elemente für mehr Motivation und ein stärkeres Autonomiegefühl sorgten,“ erzählt der ProLehre-Mitarbeiter.

Motivation und Autonomie – Schlagworte, die auch in der Bekämpfung der Klimakrise nicht unerheblich sind. Auch bei diesem Herzensthema von Ben Lenk-Ostendorf nutzt er seine Fertigkeiten im Bereich Gamification, um Menschen nachhaltig wirksame Lernerfahrungen zu ermöglichen. Im Rahmen seiner Dissertation erforscht er, inwiefern Simulationen beim erfolgreichen Wissenserwerb zum Tragen kommen: Proband:innen können mit einem Schieberegler selbst austesten, welche Auswirkungen beispielsweise eine verstärkte Elektrifizierung im Transportsektor, die höhere Besteuerung des Energieträgers Kohle oder die massive Aufforstung auf die globale Durchschnittstemperatur hätten. Die Vergleichsgruppe erhält lediglich einen Text mit ähnlichen Infos, aber ohne die Möglichkeit, autonom tätig zu werden wie in der Simulation. „Schon jetzt lässt sich sagen: Gamification steigert die intrinsische Motivation – und die ist entscheidend, wenn man vom Denken ins tatsächliche Handeln kommen will,“ fasst Ben zusammen.

Wenn auch Sie nun neugierig geworden sind, wie Lernstoff auf unkonventionellere Weisen vermittelt werden kann: Ben Lenk-Ostendorf bietet neben Einzelberatungen auch Workshops zum Thema Gamification an und fasst sein Wissen in Handreichungen zusammen. Kommen Sie gerne auf uns zu!