Einblick in die Geschichte von ProLehre - 30 Jahre Hochschuldidaktik

Zeiten, in denen alles leicht von der Hand geht, werden abgelöst von Phasen voller Herausforderungen – was für’s Leben gilt, ist in Organisationen oft nicht anders. Wer ProLehre | Medien und Didaktik kennt, weiß, dass es auch hier Zeiten gab, die von Aufschwung und Tatendrang geprägt waren, während es genauso streckenweise anstrengend und mühsam war. Anlässlich unseres 30-jährigen Jubiläums haben wir uns die Zeit genommen, zurückzublicken auf die verschiedenen Ären unserer Abteilung. Ausschnittweise geben wir einen verkürzten Einblick – die Vollversion findet sich in der Festschrift zu unserem Jubiläum.

1994-2008: Die Anfangsjahre

1993, Lehrstuhl für Physik der Technischen Universität München in Weihenstephan: Dr. Hans-Christoph Bartscherer ist tätig als Dozent und erlebt in dieser Rolle täglich die Herausforderungen guter Lehre. Nicht nur er, auch andere engagierte Kolleginnen und Kollegen verspüren vermehrt das Bedürfnis nach professioneller Unterstützung in ihrer Lehrtätigkeit. Bartscherer nimmt das Heft des Handelns in die Hand und gründet zusammen mit Kolleg:innen „Lehren und Lernen an der Universität“. Gemeinsam mit seinem Freund und  Kollegen Dr. Adi Winteler sowie den erfahrenen Trainer:innen Pit Forster und Barbara Greese konzipiert Bartscherer eine zweijährige hochschuldidaktische Schulung speziell für Habilitierende der TUM. Im März 1994 geht der erste „Intensivkurs“ an den Start: ProLehre, wie es einige Jahre später heißen wird, ist aus der Taufe gehoben. Nicht zuletzt durch den Segen und die großzügige finanzielle Unterstützung der damaligen Hochschulleitung findet parallel zum „großen“ Intensivkurs ein modulares didaktisches und rhetorisches Kursprogramm statt.

Über die Jahre steigt die Zahl an Absolvent:innen des Intensivkurses, der nun über die Lehrstühle und Fakultäten hinweg immer bekannter wird. Hierdurch erhöht sich auch die Nachfrage nach Unterstützung in didaktischen Belangen, das Kursprogramm wächst und die Hochschulleitung priorisiert das Thema: Christoph Bartscherer wird neben seiner Rolle als Projektleiter von ProLehre auch Beauftragter des Präsidenten zur Verbesserung der Lehre. Das Ansehen des Programms steigt weiter, auch wenn noch die Strukturen zur Verankerung einer Hochschuldidaktik fehlen. Doch die Absolvent:innen der Weiterbildungsmaßnahmen tragen ihre positiven Erfahrungen raus in die TUM – hilfreich dafür ist, dass viele von ihnen nach und nach in verantwortungsvolle Positionen innerhalb der Universität gelangen.

2009-2017: Die Ära Spiekermann und Fleischmann

Einige Jahre sind seit der Gründung von ProLehre ins Land gegangen. Seit 2006 stellen zwei dem Team zugehörige Mitarbeiter:innen die inhaltliche Ausrichtung der Münchner Hochschuldidaktik auf den Prüfstand: Dr. Annette Spiekermann und Dr. Andreas Fleischmann bringen, geprägt von ihren früheren Wirkstätten in Zürich und Darmstadt, mitsamt der Wertschätzung für Bestehendes auch neue Impulse mit nach München. Die Chemikerin und Didaktikerin und der Informatiker und Pädagoge stellen infrage, dass ein reines Kursangebot ausreichend ist, um nachhaltige Veränderungen in der Lehrkultur der Technischen Universität München zu erwirken. Der Intensivkurs findet weiterhin alljährlich statt und auch das Kursangebot abseits davon umfasst mittlerweile mehr als 40 Kurse pro Semester, die stets positive Evaluationsergebnisse erzielen. Spiekermann und Fleischmann wollen aber mehr, um stärker auf fachspezifische Besonderheiten eingehen, spezielle Zielgruppen erreichen und ProLehre weiter institutionalisieren zu können. 2009 entwickeln sie gemeinsam mit Studierenden sowie externen Berater:innen eine umfassende Erweiterung der Strategie von ProLehre, die das Kursprogramm um Fakultäts- und Projektarbeit erweitert.
Besonderheiten der Fakultäten werden nun verstärkt erfasst und durch intensive Netzwerk- und Beziehungsarbeit mit Personen in Schlüsselpositionen (bspw. Studiendekan:innen, Fachschaften oder Studienberater:innen) abgebildet.
Neben der Fakultätsarbeit spielen auch vier zielgruppenspezifische Projekte jetzt eine wichtige Rolle bei ProLehre: die Lernkompetenzförderung (Learning@TUM), Tutorenqualifikation, Multiplikator:innen und neuberufene Professor:innen (New@TUM), über die Sie mehr in der Vollverison des Artikels lesen können.

Währenddessen läuft weiterhin das jedes Semester neu stattfindende Kursprogramm.

Clusterbildung: Innenstadt und Garching

Die Abteilung gewinnt kontinuierlich neue Mitarbeitende. Seit 2011 fungieren Fleischmann und Spiekermann als gemeinsame Doppelspitze von ProLehre. Es ist eine große Vielfalt bezüglich beruflicher Werdegänge und Erfahrungen im Team zu spüren: ProLehre setzt sich zusammen aus Pädagogen, Psychologinnen, Lehrern, Linguistinnen, Geographinnen und Naturwissenschaftlern. Die Abteilung wird 2014 in zwei Schwerpunktbereiche aufgeteilt: Unter der Leitung von Andreas Fleischmann verantwortet das „Cluster Innenstadt“ die didaktische Betreuung der Fakultäten rund um das TUM Stammgelände sowie in Weihenstephan. Darüber hinaus ist das Team für die beiden Bereiche Lernkompetenzförderung und Multiplikatorenprogramm zuständig. Annette Spiekermann mitsamt Team findet sich im „Cluster Garching“ zusammen – neben der didaktischen Betreuung der Fakultäten am Standort Garching wird hier an den Projekten Tutorenqualifikation und im Bereich der neuberufenen Professor:innen gearbeitet. Alle sitzen gemeinsam in der Münchner Augustenstraße, wobei die Mitarbeitenden des Clusters Garching auch vermehrt an diesem Campus der TUM wirken.

ProLehre und das Medienzentrum als künftig gemeinsame Abteilung unter dem Dach des IL3

Mitte 2016 dann eine Zensur: Die Hochschulleitung entscheidet, dass ProLehre und das Medienzentrum fusioniert werden sollen. Das Medienzentrum ist bislang Teil des IT-Servicezentrums der Technischen Universität München und unterstützt als Kompetenzzentrum für Medien und eLearning die Mitglieder der Hochschule bei Konzeption, Entwicklung, Produktion und Einsatz von Medien in Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit. Thematische Schnittpunkte zur Arbeit von ProLehre sind reichlich vorhanden.
Die neue Abteilung soll nur noch eine Leitungspersönlichkeit haben. Die bisherige Co-Leiterin Annette Spiekermann geht nicht ins Rennen um die Gesamtleitung. Andreas Fleischmann setzt sich gegen andere Bewerber:innen durch und hat fortan die alleinige Leitung der neu entstandenen Abteilung, die ProLehre | Medien und Didaktik getauft wird, inne.

Eine weitere organisatorische Neuerung kommt einige Zeit später auf das Team zu: Im Januar 2021 wird das Institute for LifeLong Learning (TUM IL³) gegründet. Die lebenslange Weiterbildung von Mitarbeitenden und beruflichen Fach- und Führungskräften wird unter diesem Dach zusammengefasst. Auch ProLehre als Abteilung, die sich der Weiterbildung Dozierender und Studierender verpflichtet hat, findet im IL³ seine neue organisatorische Heimat.

In diesen Jahren gilt es, Herausforderungen wie das Zusammenbringen unterschiedlicher Teamkulturen, aber auch externe Faktoren wie die Coronapandemie gemeinsam zu bewältigen. Das alles ist uns gelungen – mal leichtfüßig, mal war es mühsam. Nichtsdestotrotz sind wir nun an einem Punkt, an dem wir unser 30-jähriges Bestehen feiern und auf die vergangenen Jahrzehnte zurückschauen – in Dankbarkeit und auch mit ein bisschen Stolz.