Gesichter aus der Barer Straße

Ein Arbeitsplatz ist oft ein Ort, an dem Generationen aufeinandertreffen und unterschiedliche Lebenserfahrungen zusammenfließen. Auch im ProLehre-Team decken wir das Spektrum vom Berufseinstieg zum Renteneintritt ab. Wir wollten von unserem ältesten (ehemaligen) Kollegen Rudi Aichner, der sich im April in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat, und unserem dienstjüngsten Auszubildenen, Florian Harchut, wissen, was sie zum Thema Arbeit sagen und wie sie auf ihre persönliche Vergangenheit bzw. Zukunft in der Arbeitswelt blicken.

Es ist schon etwas ganz Besonderes, einen Mitarbeiter in die Rente zu verabschieden. An Universitäten mit weitläufig befristeten Arbeitsverträgen kommt das nicht besonders oft vor - zumindest bei ProLehre haben wir das vor der Verabschiedung von Rudi Aichner noch nie getan. Der Mitarbeiter des hochschul- und mediendidaktischen Beratungsteams hat viel zu berichten aus den vergangenen Jahrzehnten seines Berufslebens, von denen er die letzten knapp 13 Jahre bei ProLehre verbracht hat.  Fragt man Rudi nach seiner Anfangszeit, stellt er fest, dass sich die Zeiten gewandelt haben: „Der Druck und die Atemlosigkeit haben zugenommen. Das rührt her von veränderten hochschulpolitischen Rahmenbedingungen und auch von äußeren Einflüssen wie der Digitalisierung und jüngst dem Aufkommen von KI.“  Er berichtet, dass die Arbeit in seiner Anfangszeit bei ProLehre mehrheitlich aus Lehrberatungen und der Tätigkeit als Trainer im Kursprogramm bestand. Im Laufe der Jahre kamen zunehmend Projekte hinzu, für die neben der eigentlichen Durchführung auch Anträge und Berichte geschrieben werden mussten. Rudi ist schnell bewusst geworden, dass zunehmendem Druck am besten mit dem Ziehen von Grenzen begegnet werden kann und rät, sich nicht vereinnahmen zu lassen: „Nicht alles wörtlich nehmen, sich nicht frustrieren lassen und dabei ein realistisches Bild von den eigenen Fähigkeiten haben sowie wissen, wohin man sich entwickeln möchte – das hat mir in all den Jahren im Berufsleben immer geholfen, auch wenn die Umsetzung zugegebenermaßen nicht immer einfach ist.“
Die größte Motivationsquelle war für Rudi immer die gute Zusammenarbeit mit Kolleg:innen und der intensive Austausch mit den Lehrenden - der Mensch im Mittelpunkt also: „Lehre ist ein Geschäft zwischen Personen, hier kann nichts automatisiert werden.“ Besonders dankbar blickt er deshalb auch darauf zurück, dass er früh in den bayerischen Verbund der Hochschuldidaktiken eingebunden wurde und so ein bayernweites Netzwerk aus Kolleg:innen aufgebaut hat, das ihm den Blick über den Tellerrand ermöglichte.  Dieser Aspekt des Verbundenseins wird ihm in seiner Rente auch am meisten fehlen: „Auch wenn die Corona-Pandemie schon einen Wandel eingeleitet hat und man sich seitdem weniger begegnet, wird es trotzdem eine Umgewöhnung, nicht mehr im alltäglichen Austausch miteinander zu stehen.“ Besonders in seinem Kernteam bei ProLehre hat er über die Jahre Kontakte geknüpft, die über das Beruflich hinausgehen. Doch die Kolleg:innen sind ja zum Glück nicht aus der Welt und für seinen Ruhestand hat unser vielseitig interessierte Kollege schon zahlreiche Alternativbeschäftigungen: Im Sinne des lebenslangen Lernens möchte Rudi beispielsweise seine Programmierfähigkeiten mit Python ausprobieren, sich weiter mit Themen der Philosophie und der Politik sowie mit Sozialpsychologie beschäftigen. Auch im hochschuldidaktischen Kontext wird er wohl als Trainer immer mal wieder in Erscheinung treten und sein Know-How und Netzwerk weiter nutzen.

Unser dienstjüngster Mitarbeiter, Florian Harchut, steht noch am Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Er befindet sich im ersten Lehrjahr seiner insgesamt dreijährigen Ausbildung zum Mediengestalter und ist seit Anfang des Jahres Teil des Videoteams bei ProLehre. Der Neunzehnjährige kann nicht zurückblicken auf viele Jahre der Berufserfahrung, sondern vorausschauen und hebt dabei einen Aspekt besonders hervor, den viele Menschen seiner Generation für wichtig halten: „Ich möchte in erster Linie eine Arbeit haben, bei der ich mich selbst verwirklichen kann und die mir Spaß macht – das Geld spielt dabei eine untergeordnete Rolle.“ Mit der Ausbildung im kreativen Bereich hat er den für sich richtigen Arbeitsplatz gefunden. Besonders gefällt Florian, dass ihm auch nach bislang kurzer Ausbildungszeit schon das Vertrauen entgegengebracht wird, eigene Ideen zu platzieren und sich selbstständig auszuprobieren. In der Postproduktion, also beim Schneiden und Bearbeiten bereits gedrehter Videos, hat er seine Passion gefunden.
Wie Rudi ist auch Florian der Austausch und das Netzwerken sehr wichtig. Dafür nutzt er gerne die Zeit in der Berufsschule, wo Auszubildende aus der Medienbranche in ganz Bayern wochenweise zusammenkommen. Auch fachlich profitiert Florian von diesen Zusammentreffen. Zusätzlich hierzu die Betreuung, die er im ProLehre-Videoteam erhält, maßgeblich: „Ich bin sehr froh, dass ich von erfahrenen Kollegen lernen kann, einmal natürlich von den langjährigen Mitgliedern des Videoteams, aber auch von erfahreneren Azubis,“ erklärt Florian. Der Tatsache, dass noch mehr als 45 Jahre Erwerbsarbeit vor ihm liegen, sieht er gelassen entgegen, solange er sich in beruflichen Situationen wiederfindet, die ihn erfüllen. Die Ausbildung zum Mediengestalter soll ihm hierfür als gute Basis dienen. „Mein Ziel ist es, in den drei Jahren meiner Ausbildung so viel Neues zu lernen wie möglich, um top vorbereitet in die Arbeitswelt zu starten.“ Neben seiner Ausbildung hat sich der Azubi über die letzten Jahre hinweg auch mehrere Online-Shops im Textilbereich aufgebaut; Projekte, die er auch künftig gerne verfolgen will. Während der Eine also auf viele erfüllte Berufsjahre zurückblicken kann, geht es für den Anderen erst so richtig los – jedes Kapiteln mit seinen ganz eigenen Höhepunkten und Herausforderungen.