Gesichter aus der Barer Straße

Gelebte Diversität, ein reichhaltiges Kulturangebot und abwechslungsreiche Kulinarik in der Stadt stehen wunderschöner Natur und Ruhe auf dem Land gegenüber. Dass man beides miteinander kombinieren kann, zeigen Janina Schroeder und Amélie Prebeck. Sie wohnen mit ihren Familien in der Nähe des Chiemsees bzw. am Tegernsee, haben aber den Kontakt zur Stadt durch ihre Arbeit in der Münchner Barer Straße nicht verloren. Das Beste aus beiden Welten also? Die ProLehre-Mitarbeiterinnen berichten über Vor- und Nachteile ihres Lebensmodells.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, der Stadt den Rücken zu kehren und aufs Land zu ziehen war sowohl bei Amélie als auch bei Janina die Familie: „Ich bin selbst auf dem Land groß geworden und wollte es auch meinen eigenen Kindern ermöglichen, Platz zum Toben im Garten zu haben und ohne viel Autoverkehr aufs Radl steigen zu können,“ berichtet Amélie. So zog sie nach Stationen in Stuttgart und Düsseldorf zurück in ihre alte Heimat an den Tegernsee, als sie ihr erstes Kind erwartete. 

Janina entschied sich, aus München wegzuziehen, weil die Betreuung ihrer beiden Kinder auf dem Land durch ansässige Großeltern viel einfacher zu organisieren ist. Die Möglichkeit, im familiären Wohneigentum zu leben, ermöglicht es ihr und ihrem Mann zudem auch finanziell, in Teilzeit zu arbeiten und mehr Zeit für die Kinder zu haben.

Doch auch jenseits der Bedürfnisse des Nachwuchses fühlen sich beide auf dem Land wohl. „Mein eigenes Freizeitverhalten ist mittlerweile sehr auf die Angebote des Landlebens abgestimmt: ich gehe gerne in die Berge, jogge im Wald oder verbringe den Sonntagnachmittag am See,“ beschreibt Janina ihre Freizeitgestaltung. Amélie ergänzt, dass viele ihrer Bekannten auch wieder zurück in die alte Heimat gezogen sind und sie so ihr soziales Netzwerk vor der Haustüre hat.

Das Landleben wissen die beiden Mitarbeiterinnen des Weiterbildungsteams noch mehr deshalb zu schätzen, weil sie bedingt durch ihre Arbeit bei ProLehre mehrmals in der Woche nach München fahren und so auch in den Genuss der Großstadtvorzüge kommen. So essen beide beispielsweise gerne Vietnamesisch – auf dem Land entsprechend gute Restaurants hierfür zu finden ist gar nicht so leicht. Auch für eine ausgewogene Weltsicht findet es Janina wichtig, den Kontakt zur Stadt nicht zu verlieren: „Diversität wird in München stärker gelebt als auf dem Land – ich mag, dass ich durch das Arbeiten in München und die Besuche bei dort lebenden Freundinnen immer wieder über den Tellerrand hinausschauen kann.“

Zwischen dem Leben auf dem Land und dem Arbeiten in der Stadt gibt es nicht nur eine ideelle Entfernung, sondern natürlich auch eine tatsächliche – für Amélie sind es 50km, für Janina sogar über 80km, die sie von zuhause ins Büro zurücklegen müssen. Beide nutzen den Zug und verbringen mehrmals die Woche jeweils deutlich über zwei Stunden pro Tag in öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch wenn das Bahnfahren mit seinen Zugausfällen und Verspätungen manchmal Nerven kostet, können beide der Pendelzeit auch Positives abgewinnen: „Ich mag, dass ich mehr in Bewegung bin als an einem Tag im Homeoffice: Ich nehme erst das Rad zum Bahnhof, sitze dann im Zug und laufe danach noch einmal eine Viertelstunde vom Münchner Hauptbahnhof in die Barer Straße,“ erklärt Amélie. Auch lässt sich die Zeit gut nutzen, um beispielsweise einen Podcast zu hören oder ein Buch zu lesen, was im stressigen Alltag sonst oft untergeht. Um die Zugfahrt so angenehm wie möglich zu gestalten, versuchen die beiden ProLehre-Mitarbeiterinnen zudem darauf zu achten, zu Randzeiten zu fahren, auch wenn das beispielsweise für Janina, die vom Chiemsee anreist, bedeutet, dass sie schon um 6 Uhr morgens in den Zug steigt. Kein Wunder also, dass die beiden dankbar sind, dass sie auch im Homeoffice arbeiten können und die langen Fahrtzeiten nicht jeden Tag auf sich nehmen müssen. Manchmal ist es eben doch möglich, das Beste aus beiden Welten.